Frage: Wie sind Sie darauf gekommen, einen Kriminalroman in diesem Milieu spielen zu lassen?
Ich wohnte einige Zeit in Zellingen am Main. Dort stand bis 2014 die Ruine der 1996 abgebrannten Discothek Savoy – auch Bunker genannt.
Bei meinen Spaziergängen erzählte mir ein Passant von der Angst der Anwohner, die Stadt könne wieder eine Discothek genehmigen. Die damit einhergehende Lärmbelästigung der Jugendlichen wäre unerträglich. Dann erzählte er mir unter vorgehaltener Hand, dass es sogar eine Bauvoranfrage für die Umnutzung zu einem Swinger-Club gab. Dies hat die Stadt abgelehnt – so wie in vielen anderen Bayrischen Städten ebenfalls. Die Gründe scheinen offensichtlich; Sie befürchten Probleme mit den Anwohnern und Imageverluste. Ein Insider gab mir später Hintergrundwissen.
Daraus entstand der Gedanke, wenn es Anwohnern so wichtig wäre, wie weit würden sie gehen, um dieses Vorhaben zu boykottieren? Meine Antwort: sehr weit.
Frage: Jeder Autor erzählt immer, wie er schon die Kindheitstage mit Schreiben zubrachte.
Das war bei mir nicht anders. Noch bevor ich lesen konnte, las ich meinen Puppen vor – meine ausgeprägte Fantasie machte es möglich. Tatsächlich begann ich erst mit 14 Jahren die erste Geschichte zu schreiben. Ein Abenteuer mit dem Rennpferd Mississippi und einem geheimen Tagebuch. Liebe Grüße an denjenigen, der es mir gestohlen hat.
Frage: Gestohlen?
Oder ich habe nur einen Mitschüler genervt, der seine Ruhe haben wollte. Beim letzten Klassentreffen gestand mir eine Mitschülerin, dass sie lieber mit Jungs rummachen wollte, als ständig mein Buch zu lesen. Aber ich kannte schon immer die Devise, wenn mich etwas begeisterte: Alles oder nichts. An Jungs dachte ich in dem Alter noch gar nicht.
Frage: Wie ging es weiter?
Ich wurde älter und die Figuren in meinen Western erwachsener. In einer Schublade liegt ein Lieblingsbuch von mir, ein Wild-West-Detektivroman, den ich auf alle Fälle noch beenden werde. Er ist mir zu sehr ans Herz gewachsen. Aber mit einem Western kann man keinen Durchbruch erreichen.
2010 hatte ich wieder mein Buch in der Hand und dachte, was wäre wohl, wenn ich im Alter von 80 Jahren in die Kiste steige. Hätte ich es geschafft ein Buch zu schreiben? Wäre es was geworden? Oder sage ich, ach hätte ich doch nur.
Frage: Und nun haben Sie? Warum hat es so lange gedauert?
Leider muss ich, wie viele andere Autoren auch, zwischendurch arbeiten. Ein sogenannter Brotjob. Also schreibt man in der kostbaren Freizeit. Es war eine harte aber schöne Zeit.
Frage: Hat es sich gelohnt Familie, Haushalt und Garten zu vernachlässigen?
Ich sage: JA!
Frage: Was können Sie den Lesern mitgeben?
Zu viele Menschen träumen den großen Traum, ohne sich zu trauen. Sie schieben es vor sich her, bis es zu spät ist. Ich komme auch in ein Alter, in dem immer mehr Bekannte erkranken oder sterben. Ja, und selbst wenn mein Buch kein Erfolg wird, für mich ist es dennoch schon einer. Denn ich habe meinen Traum umgesetzt. ICH HABE ES GESCHAFFT! Ich kann nur allen sagen, traut euch! Es lohnt sich!
Und seid getröstet: Mein Mann hat mich sogar erkannt und sieht mich nun auch wieder öfters.
Lassen Sie sich von Alex S. Judges spannendem Krimi entführen und lesen Sie von menschlichen Abgründen, die tödlich enden.